In „So wollen wir Deutschland“ erklärt mein Großvater Theo Hespers (mutmaßlicher Autor), wie er sich ein Deutschland ohne Nazis vorstellt. Ein freies, demokratisches Deutschland wohlgemerkt. Ein programmatischer Aufriss, der dennoch nicht ohne Kritik ist.
In der Widerstandszeitschrift meines Opas Theo Hespers geht es 1939 um viele wichtige Themen. Aber Artikel über die Verfolgung und Entrechtung von Jüdinnen und Juden finde ich nicht. Warum eigentlich?
November 1937 – der erste Versuch der Widerstandsgruppe, sich im niederländischen Exil gegen die Nazis zu verbünden ist gescheitert. Aber mein Großvater Theo und sein Freund Plato alias Dr. Hans Ebeling denken gar nicht daran aufzugeben. Im Gegenteil. Es ist ihnen gelungen, genug Geld aufzutreiben, um eine eigene Zeitschrift zu gründen: „Kameradschaft – Schriften junger Deutscher“.
Im Kreis der politisch engagierten Männer, sticht eine Person besonders hervor: Selma Meyer. Die Niederländerin ist Unternehmerin, Jüdin, Feministin und Friedensaktivistin. Schon 1934 protestiert sie öffentlich gegen die „Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse“.
Von Nationalisten bis linientreuen KPDlern – mein Großvater Theo Hespers und sein Mitstreiter Hans Ebeling, genannt Plato, versuchen im Exil alle an einen Tisch zu holen, die Hitler stürzen wollen. In ihren Reihen ist ein Verräter.
1937 nimmt die Geschichte meines Großvaters so langsam wieder Fahrt auf. Er verliert seine deutsche Staatsbürgerschaft, muss seinen Weggefährten Hans Ebeling vor der Gestapo retten und lernt die jüdische Unternehmerin Selma Meyer kennen.