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Theo Hespers

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Ein ausgeschnittenes Bild zeigt meinen Vater mit ca. 5 Jahren. Darunter ist handschriftlich in Druckbuchstaben vermerkt: HELMOND etwa 1935/36.

Helmond: Noch ein Spion?

Es war nicht ratsam, sich bei meinem Großvater Theo Hespers in Helmond blicken zu lassen. Und doch haben es einige versucht. Einer davon war Hubert Giffels, ebenfalls Mitglied der bündischen Jugend. Mein […]

Der Ausweis von Dr. Hans Ebeling, genannt Plato, der ihn als Mitglied Nummer 1 des Jungnationalen Bundes ausweist. Ausstellungsdatum 15. Juni 1933. Darin ein Foto von Hans Ebeling mutmaßlich aus dieser Zeit.

Plato und Pläne

Im Exil in Helmond trifft mein Opa Theo Hespers einen alten Bekannten wieder: Dr. Hans Ebeling, genannt Plato. Während Plato Militarist ist und für seine Verdienste im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet wurde, ist Theo pazifistisch eingestellt.

Mein Vater Dietrich Hespers und meine Oma Käthe Hespers ca. 1935 in Helmond. Mein Vater ist vier oder fünf Jahre alt und schaut gelassen in die Kamera. Meine Oma trägt einen kinnlangen Bob und Seitenscheitel. Sie schaut meinen Vater an.

Over de Waterkant

Auch in den 1930er Jahren ist es nicht leicht, als Flüchtling im Ausland politisch aktiv zu sein. Meinem Großvater Theo Hespers bringt das jedenfalls Ärger ein. Auch, weil sein Treiben die Sicherheit der Niederlande gefährdet.

Auszug aus einem Brief von Franz Dahlem an Bürgermeister Wilhelm Elfes vom 14.11.1966. Zu lesen sind die Worte: "Beim Ordnen meiner Dokumente und Unterlagen für geschichtliche Erinnerungen stleß Ich wieder auf den Nonen meines domais jungen Leidenskamore.don Hespers auc der Minchen-Gladbacher katholischen Arbeiterbewagung, mit dem ich im Jahre 1942 monatelang im Dunker des zentralen Gestapohauses in Berlin zusammen war. Ir hatte mir seine Geschichte über die Zusammenarbeit mit der katholisch holländischen Zeitschrift (Name vergessen) und seines Auftretene auf einer antifaschistischen Kundgebung In London erzahlt. Wir hatten uns verständig, daß wir, Kommunisten und Katholiken, - falls wir mit dem Leben davon konnen - nach dem Sturz der Hitlerbarbarel zusammen in einer einheitlichen denokratischen Tront zusammenarbeiten würden, hatten uns auch über die Grundlinien einer solchen Einheitsfront verständigt. Ich erinnere mich Jetet, daß ich gelegentlich des völkerkongresses 1952 in Wen mit Ilmen über den Keneraden Hespers, der von der Gestapo hingerichtet worden ist, gesprochen hatte."

Ein Geheim-Gefängnis und große Pläne

Im Bundesarchiv in Berlin stoße ich auf Unterlagen, die einen Sperrvermerk tragen. Das sind natürlich immer die spannendsten Unterlagen. Und was Franz Dahlem zu meinem Großvater Theo zu sagen hat, rührt mich zutiefst.

Eine sehr körnige schwarzweiß Kopie von einem Bild, das meinen Vater als Dreijährigen zeigt. Er trägt eine Lederhose mit Trägern und kurzen Beinen, lehnt an einem schiefen Baumstamm und grinst frech in die Kamera.

Melick: Von Onkels, Schlägern und Eiern

So karg die Hütte in Melick-Gebroek bei Roermond auch war: Mein Vater erinnert sich gerne an diese Zeit. Und ich lerne die Menschen ein bisschen besser kennen, mit denen er dort war: Meinen Opa Theo Hespers, meine Oma Käthe und Max Behretz, den besten Freund der Familie.

Das Haus in Melick-Gebroek ist ein windschiefes Gesindehaus, eine Etage, ein Spitzdach, zwei fast bodentiefe Fenster, dazwischen eine Tür. Daneben nochmal dasselbe.

Erste Station: Melick

Ein kleines Örtchen in den Niederlanden ist das erste Zuhause der Familie von Theo Hespers im Exil. Von hier aus, versucht mein Großvater nicht nur, Reformwaren zu vertreiben. Er versucht auch weiterhin Kontakt zu Widerständlern in Deutschland zu halten.

zerknülltes Papier, darunter ist ein Brief zu sehen mit einer deutlich alten Handschrift

Klopapier aus Goebbels Briefen

Manchmal lässt mein Vater in unseren Interviews Details fallen, die so absurd klingen, dass ich sie kaum glauben kann. Zum Beispiel die Nummer mit dem Klopapier aus Goebbels Briefen. Oder der eine Satz, in dem er erklärt, ein Weggefährte meines Opas hätte Hitler getroffen.

Das Familienfoto zeigt meine Oma Käthe, meinen Opa Theo Hespers und meinen Baby-Vater Dietrich. Über dem Foto liegt ein Effekt, der zerbrochenes Glas simuliert.

Kein Weg zurück

Wenn mein Vater von der Flucht und seiner Zeit in Holland spricht, bekommt er oft leuchtende Augen. Für ihn war das alles ein riesiges Abenteuer. Das meiste davon zumindest. Und er freut sich, darüber sprechen zu können: „Ich erlebe das dann alles noch mal“, hat er bei meinem letzten Besuch Anfang Februar gesagt – und sich aufrichtig gefreut. Kein Wunder, schließlich war er damals noch ein kleiner Junge. Die Dramen der Geschichte spielen sich oft zwischen den Zeilen ab. Wie das Drama der Ehe zwischen meinem Großvater und seiner Frau Käthe – meiner Oma.

Die roten Backstein-Türme des Gefängnisses in Plötzensee, fotografiert aus dem ehemaligen Innenhof mit Hinrichtungsgarage der heutigen Gedenkstätte Plötzensee.

Zwischen den Zeiten – Teil 3

Historische Orte sind immer ein bisschen seltsam. Und Berlin hat ganz schön viele davon. Vor allem da, wo die ganzen Regierungsgebäude sind, schreien einen die Epochen regelrecht an. Ich bin in der Niederkirchner-Straße 8 verabredet in der Topografie des Terrors. Direkt gegenüber dem Abgeordnetenhaus und dem Martin-Gropius-Bau. Vor mir fahren doppelstöckige Touribusse vorbei. Und ich versuche mir vorzustellen, wie es hier 1942 ausgesehen haben könnte. Ich betrete das Gelände mit gemischten Gefühlen, weil ich nicht so recht weiß, was mich erwartet.

Auszug von der ersten Seite des Verhörprotokolls im Reichssicherheitshauptamt in Berlin vom 11. Juni 1942. Die ersten Zeilen lauten "Aus dem Hausgefängnis vorgeführt erscheint der Schutzhäftling Theodor Hespers ..." Es folgen persönliche Daten.

Zwischen den Zeiten – Teil 2

Mir ist von Anfang an klar, dass ich die Stellen finden werde von denen Matthias gesprochen hat. Die Stellen, die darauf hinweisen, dass während des Verhörs irgendetwas passiert ist. Besonders lange muss ich dazu nicht lesen. Es ist ein spezieller Moment. Einer, der sich nicht so leicht in Worte fassen lässt.