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Widerstand

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Auszug von der ersten Seite des Verhörprotokolls im Reichssicherheitshauptamt in Berlin vom 11. Juni 1942. Die ersten Zeilen lauten "Aus dem Hausgefängnis vorgeführt erscheint der Schutzhäftling Theodor Hespers ..." Es folgen persönliche Daten.

Zwischen den Zeiten – Teil 2

Mir ist von Anfang an klar, dass ich die Stellen finden werde von denen Matthias gesprochen hat. Die Stellen, die darauf hinweisen, dass während des Verhörs irgendetwas passiert ist. Besonders lange muss ich dazu nicht lesen. Es ist ein spezieller Moment. Einer, der sich nicht so leicht in Worte fassen lässt.

Titelseite des Dokuments, mit dem die Verhörprotokolle im Prozessordner beginnen. Darauf steht: Oberreichsanwalt beim Volksgericht. Das ist aber durchgestrichen. Darunter "Strafsache gegen: Hespers, Theodor, Kaufmann aus Halle"

Zwischen den Zeiten – Teil 1

Berlin. Dorthin haben sie meinen Großvater gebracht, nachdem sie ihn in Antwerpen mit gefälschten Lebensmittelmarken erwischt und festgenommen haben. Zuerst ins Marinegefängnis nach Wilhelmshaven – und dann nach Berlin. Ins „Hausgefängnis“ der Geheimen Staatspolizei im Reichssicherheitshaupt. Prinz-Albrecht-Straße 8. Da will ich hin.

Ein Portrait von Selma Meyer, daneben ein Auszug aus einem Bericht über das Büro von Selma Meyer und ihrer Mitwirkung am Widerstand

Viel Stoff, wenig Schlaf

Immer wieder lässt mein Vater in seinen Erzählungen Namen fallen, die mir neu sind – oder an die ich mich nicht mehr erinnere. Dabei hat mich vor allem die Lebensgeschichte der niederländischen Unternehmerin Sara Cato Meyer, genannt Selma, nachhaltig beeindruckt. Als mein Vater von ihr erzählt, fühlt es sich an, wie ein Familienmitglied zu treffen, das lange als verschollen galt. Und das man gleich darauf auf schmerzhafte Weise wieder verlieren wird.

Zitat aus einem Artikel meines Großvaters: "Wir sahen, dass die Vertreter des Sozialismus sich nicht entschieden für eine soziale Neuordnung einsetzten, dass die Vertreter des Nationalismus nicht das Wohl des Volkes und der Nation, sondern egoistische Ziele im Auge hatten, dass die Vertreter des Katholizismus nicht die Weite zeigten, die der Weltkirche ansteht, dass die Vertreter des Christentums mit der Nächstenliebe nicht ernst machten."

Der Tag der Flucht

Bereits vor 1933 engagiert sich Theo Hespers gegen die NSDAP. Es ist augerechnet seine katholische Erziehung, die ihn zum Gegner der Nazis macht. Denn er erkennt früh, dass die Ziele der Nationalsozialisten mit seinen christlichen Werten nicht übereinstimmen. Weil mein Großvater versucht, sich vor allem mit politischem Engagement gegen den Einfluss der Nazis zu stellen, gerät er bereits zu Beginn der NS-Diktatur ins Visier der Gestapo.

Zitat aus einem Brief von Theo Hespers vom 13. August 1942: ""Aber einmal wird ja alles vorbei sein und auch für mich Friede sein. Ihr werdet, hoffe ich, noch einmal die schöne Zeit erleben, nach der ich mich immer sehnte. In einem glücklichen Volk, friedlich, gesättigt und froh leben. Ich wünsche es allen Menschen!"

Damit prokrastiniert man nicht

In einem Referat, das ich irgendwo im Netz aufstöbere, entdecke ich Zitate aus Briefen, die mein Opa aus der Haft an seine Familie schreibt. Es ist das erste Mal, dass ich seine Worte lesen kann. Der Inhalt dieser Briefe berührt mich zutiefst.

Auf einem Tisch aus dunklen Holzbrettern steht eine antike Schreibmaschine, die zur Hälfte zu sehen ist

Die Vergangenheit sitzt am Nachbartisch

Stell dir vor, du kommst ins Büro. Vor dir steht ein Kollege, mit dem du schon ewig zusammenarbeitest. Und dann sagt er einen einzigen Satz, der dich so aus dem Konzept bringt, dass er deinen ganzen Tag auf den Kopf stellt. Und nicht nur das. Er hat Informationen über deinen Großvater, von denen du nichtmal wusstest, dass ausgerechnet er sie hat.