Wenn mein Vater von der Flucht und seiner Zeit in Holland spricht, bekommt er oft leuchtende Augen. Für ihn war das alles ein riesiges Abenteuer. Das meiste davon zumindest. Und er freut sich, darüber sprechen zu können: „Ich erlebe das dann alles noch mal“, hat er bei meinem letzten Besuch Anfang Februar gesagt – und sich aufrichtig gefreut. Kein Wunder, schließlich war er damals noch ein kleiner Junge. Die Dramen der Geschichte spielen sich oft zwischen den Zeilen ab. Wie das Drama der Ehe zwischen meinem Großvater und seiner Frau Käthe – meiner Oma.
Mein Großvater Theo Hespers kommt aus einer Familie, die damals wohl als kleinbürgerlich bezeichnet worden wäre. Eine Kaufmanns-Familie, streng katholisch, mit einem herrischen Vater als Haushaltsvorstand und Verwandten in den Diensten der katholischen Kirche. Meine Oma Käthe hingegen kommt aus einem sogenannten Proletarierhaushalt. Der Vater ist ein Handwerker, durchaus gut situiert, aber eben nicht so gebildet wie die Menschen, die dem Bürgertum zugerechnet werden. Meine Großeltern sind damit ein eher ungewöhnliches Paar.