In „So wollen wir Deutschland“ erklärt mein Großvater Theo Hespers (mutmaßlicher Autor), wie er sich ein Deutschland ohne Nazis vorstellt. Ein freies, demokratisches Deutschland wohlgemerkt. Ein programmatischer Aufriss, der dennoch nicht ohne Kritik ist.
In der Widerstandszeitschrift meines Opas Theo Hespers geht es 1939 um viele wichtige Themen. Aber Artikel über die Verfolgung und Entrechtung von Jüdinnen und Juden finde ich nicht. Warum eigentlich?
Im Dezember 1938 veröffentlicht mein Großvater in der Widerstandszeitschrift „Die Kameradschaft“ einen Augenzeugenbericht der Novemberpogrome. Die Ereignisse werden darin als „schlimmer als ein Pogrom“ bezeichnet.
Regelmäßig verhilft die Widerstandsgruppe rund um meinen Großvater Theo Hespers Jugendlichen zur Flucht aus Deutschland. Einige der geflüchteten Jugendlichen kehren zurück in ihre Heimat – und verraten die Widerständigen an die Gestapo.
Sommer 2018. In Amsterdam wird die Canal Pride gefeiert – wild und bunt. Und mitten in diesem bunten Trubel finde ich das einstige Büro von Selma Meyer, die in den 1930er Jahren deutschen, homosexuellen Jugendlichen auf der Flucht geholfen hat.
In einem Artikel von 1938 fragt ein Autor, ob Hitler legal an die Macht gekommen sei. Eine Frage, die hypothetisch scheint. Denn sie ändert nichts an den Umständen. Um katholischen Widerstand zu legitimieren, ist die Frage allerdings entscheidend.
1937 nimmt die Geschichte meines Großvaters so langsam wieder Fahrt auf. Er verliert seine deutsche Staatsbürgerschaft, muss seinen Weggefährten Hans Ebeling vor der Gestapo retten und lernt die jüdische Unternehmerin Selma Meyer kennen.